Brief an Augustinus Blarerus
Gwalther, Rudolf
Kurzformat
Brief an Augustinus Blarerus / von Rod[olphus] Gualtherus - Tiguri , 25 Januarii. Anno 1573
1 Doppelbl., 2 S. beschrieben : 32,5 x 22 cm
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St. Gallen, Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen, VadSlg Ms 39:56
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520 | |a Gwalther erwidert die Neujahrswünsche von Augustin. Vor einigen Wochen hat er aus einem Brief von Thomas [Blarer jun.] erfahren, dass dieser aus der spanischen Gefangenschaft freigekommen ist. Als Gwalthers Sohn [Rudolf] nach England reiste, fiel er in Friesland den Spaniern und danach niederländischen Piraten in die Hände, ist aber erstaunlicherweise ohne Lösegeld freigekommen. Sein Brief aus England ist verlorengegangen, wie aus dem nach der letzten Messe [in Frankfurt] geschriebenen hervorgeht. Wenn der Prinz von Oranien [Wilhelm I.] nicht erfolgreicher Krieg führt, wird der Rückweg [für Protestanten] von dort gesperrt sein. Er hat aber keine neuen Informationen, auch nicht aus Heidelberg. Die willkürliche und nachlässige Politik der deutschen Fürsten könnte teuer zu stehen kommen. Gwalther hat die Verteidigungsrede des königlichen Gesandten [Pomponne de Bellièvre] wegen der Morde [in der Bartholomäusnacht] vor der Tagsatzung in Baden ["Vermanuung und grundtlicher Bericht ... durch einen diener des aller Christenlichesten Königs zu Franckreich vor den Herren Gesandten der XIII Orten der Eydgnossschafft ... auff der Tagsatzung, so zu Baden im Ergöw auff den achten tag Decembris Anno 1572 gehalten worden", o.O.; VD16 ZV 6070] im Manuskript und im Druck gelesen und bemüht sich, ein Exemplar aufzutreiben. - Ein Kaufmann aus Montpellier hat berichtet, dass ganz Südfrankreich unter Waffen stehe. Der Gouverneur der Region, [Henri I. de Montmorency, Graf von] Damville („Tanvillanus“), der Sohn des in Paris ermordeten Connétable („Contestabilis“) [Anne de Montmorency], hat sich gegen den Befehl des Königs geweigert, die dortigen Hugenotten zu ermorden. Ebenso handelte der Regent der Dauphiné, [Gaspard de Saulx de] Tavannes, der den König gegen die Hugenotten unterstützt hatte. Er wurde nach Avignon geschickt und dort vergiftet. Die Italiener haben sich in Frankreich festgesetzt und verfolgen die Hugenotten. Der König [Karl IX.] soll zur Belagerung von La Rochelle, Angers und Sancerre aufbrechen, der [Herzog François de France] von Alençon nach Nîmes. Ein Londoner Besucher erzählte von der Aufdeckung der Verschwörung [gegen Elisabeth I.] von Graf Arundel, zusammen mit den Präfekten von Weight und Anglesey. Sie werden jetzt im Tower von London („in arce Londinensi“) gefangengehalten. Manche vermuten als Anstifter den König von Frankreich. Der englische Gesandte soll vom französischen Hof nach Hause gereist sein. Diese Nachrichten sollen Johannes Walther und Heinrich von Griesenberg mitgeteilt werden, gegebenenfalls auch an Peter Schär. - Der Bote hat ausgerichtet, dass die Griesenberger Setzlinge von Maulbeerbäumen haben wollen. Gwalther hat bereits den Italiener [Evangelista Zanino], der in Zürich eine Seidenproduktion leitet, um einen Maulbeerbaum gebeten. Klagt über eine Erkältung. Seine Gattin wird vielleicht an ihre Schwestern schreiben. [Thomas] Erastus hat im Dezember geschrieben, dass Albert Blarer in Heidelberg mit Einwilligung des Kurfürsten [Friedrich III. von der Pfalz] auf den dritten Lehrstuhl für Medizin berufen worden sei. Bestellt Grüße an Diethelm Blarer. - PS: Der Schrift Bellièvres sind Gedichte beigelegt, die ein Freund aus Kummer über dessen Verteidigung des Brudermordes [in der Bartholomäusnacht] verfasst hat. Sie sollen keinesfalls unter dem Namen Gwalthers weiterverbreitet werden. | ||
546 | |a Lateinisch | ||
581 | |a Zitiert zur Seidenproduktion in Zürich in: Meyer, Ferdinand: Die evangelische Gemeinde in Locarno, ihre Auswanderung nach Zuerich und ihre weitern Schicksale. Ein Beitrag zur Geschichte der Schweiz im sechzehnten Jahrhundert. Zürich: Höhr, 1836, S. 336, Anm. 76 | ||
581 | |a Registriert in: Rüetschi, Kurt Jakob. - Verzeichnisse zu Rudolf Gwalther, Bd. 1.1 (Briefwechsel-Verzeichnis). - Baden-Baden : Verlag Valentin Koerner, 2019, B 1211, S. 266 | ||
581 | |a Teilabdruck mit Übers. in Rohner, Jürg. - Bellievre, excusas. Rudolf Gwalthers Reaktion auf Pomponne de Bellièvres Rechtfertigungsrede der Bartholomäusnacht, in: Zwingliana 46 (2019), S. 81-82 | ||
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Basisinformationen
Signatur:
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St. Gallen, Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen, VadSlg Ms 39:56
Ressourcentyp:
Brief; Autograph; Archivmaterial / Archivdokument
Titel:
Brief an Augustinus Blarerus / von Rod[olphus] Gualtherus
Entstehungsangaben:
Tiguri, 25 Januarii. Anno 1573
Entstehungszeit (normiert):
1573.01.25
Verzeichnungsstufe:
Dokument=Item=Pièce
Physische Beschreibung:
-
1 Doppelbl., 2 S. beschrieben; 32,5 x 22 cm
Serie:
Vadianische Briefsammlung, Bd. 10; 56
Hierarchie/Kontext
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Inhalt und innere Ordnung
Inhalt:
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Gwalther erwidert die Neujahrswünsche von Augustin. Vor einigen Wochen hat er aus einem Brief von Thomas [Blarer jun.] erfahren, dass dieser aus der spanischen Gefangenschaft freigekommen ist. Als Gwalthers Sohn [Rudolf] nach England reiste, fiel er in Friesland den Spaniern und danach niederländischen Piraten in die Hände, ist aber erstaunlicherweise ohne Lösegeld freigekommen. Sein Brief aus England ist verlorengegangen, wie aus dem nach der letzten Messe [in Frankfurt] geschriebenen hervorgeht. Wenn der Prinz von Oranien [Wilhelm I.] nicht erfolgreicher Krieg führt, wird der Rückweg [für Protestanten] von dort gesperrt sein. Er hat aber keine neuen Informationen, auch nicht aus Heidelberg. Die willkürliche und nachlässige Politik der deutschen Fürsten könnte teuer zu stehen kommen. Gwalther hat die Verteidigungsrede des königlichen Gesandten [Pomponne de Bellièvre] wegen der Morde [in der Bartholomäusnacht] vor der Tagsatzung in Baden ["Vermanuung und grundtlicher Bericht ... durch einen diener des aller Christenlichesten Königs zu Franckreich vor den Herren Gesandten der XIII Orten der Eydgnossschafft ... auff der Tagsatzung, so zu Baden im Ergöw auff den achten tag Decembris Anno 1572 gehalten worden", o.O.; VD16 ZV 6070] im Manuskript und im Druck gelesen und bemüht sich, ein Exemplar aufzutreiben. - Ein Kaufmann aus Montpellier hat berichtet, dass ganz Südfrankreich unter Waffen stehe. Der Gouverneur der Region, [Henri I. de Montmorency, Graf von] Damville („Tanvillanus“), der Sohn des in Paris ermordeten Connétable („Contestabilis“) [Anne de Montmorency], hat sich gegen den Befehl des Königs geweigert, die dortigen Hugenotten zu ermorden. Ebenso handelte der Regent der Dauphiné, [Gaspard de Saulx de] Tavannes, der den König gegen die Hugenotten unterstützt hatte. Er wurde nach Avignon geschickt und dort vergiftet. Die Italiener haben sich in Frankreich festgesetzt und verfolgen die Hugenotten. Der König [Karl IX.] soll zur Belagerung von La Rochelle, Angers und Sancerre aufbrechen, der [Herzog François de France] von Alençon nach Nîmes. Ein Londoner Besucher erzählte von der Aufdeckung der Verschwörung [gegen Elisabeth I.] von Graf Arundel, zusammen mit den Präfekten von Weight und Anglesey. Sie werden jetzt im Tower von London („in arce Londinensi“) gefangengehalten. Manche vermuten als Anstifter den König von Frankreich. Der englische Gesandte soll vom französischen Hof nach Hause gereist sein. Diese Nachrichten sollen Johannes Walther und Heinrich von Griesenberg mitgeteilt werden, gegebenenfalls auch an Peter Schär. - Der Bote hat ausgerichtet, dass die Griesenberger Setzlinge von Maulbeerbäumen haben wollen. Gwalther hat bereits den Italiener [Evangelista Zanino], der in Zürich eine Seidenproduktion leitet, um einen Maulbeerbaum gebeten. Klagt über eine Erkältung. Seine Gattin wird vielleicht an ihre Schwestern schreiben. [Thomas] Erastus hat im Dezember geschrieben, dass Albert Blarer in Heidelberg mit Einwilligung des Kurfürsten [Friedrich III. von der Pfalz] auf den dritten Lehrstuhl für Medizin berufen worden sei. Bestellt Grüße an Diethelm Blarer. - PS: Der Schrift Bellièvres sind Gedichte beigelegt, die ein Freund aus Kummer über dessen Verteidigung des Brudermordes [in der Bartholomäusnacht] verfasst hat. Sie sollen keinesfalls unter dem Namen Gwalthers weiterverbreitet werden.
Anmerkungen
Allgemeine Anmerkung:
Adressat: Erudito et pio viro Domino Augustino Blarero affini et fratri suo dilecto. Lütmerkae.
Absender: Tui amantissimus Rod[olphus] Gualtherus.
Siegelspur
Sprache, Schrift:
Lateinisch
Geschichte
Ehemalige Signatur:
Ehemalige Signatur: Standort: Stadtbibliothek St. Gallen, Handschriften. Signatur: Epistolae Tom. X:56; Epistolae Tom. X:56
Hinweise
Bibliographischer Nachweis:
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Kammerer, Vadianische Briefsammlung, Isny (vor 1958) (VadSlg Ms 29a), S. 219
Literatur:
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Zitiert zur Seidenproduktion in Zürich in: Meyer, Ferdinand: Die evangelische Gemeinde in Locarno, ihre Auswanderung nach Zuerich und ihre weitern Schicksale. Ein Beitrag zur Geschichte der Schweiz im sechzehnten Jahrhundert. Zürich: Höhr, 1836, S. 336, Anm. 76
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Registriert in: Rüetschi, Kurt Jakob. - Verzeichnisse zu Rudolf Gwalther, Bd. 1.1 (Briefwechsel-Verzeichnis). - Baden-Baden : Verlag Valentin Koerner, 2019, B 1211, S. 266
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Teilabdruck mit Übers. in Rohner, Jürg. - Bellievre, excusas. Rudolf Gwalthers Reaktion auf Pomponne de Bellièvres Rechtfertigungsrede der Bartholomäusnacht, in: Zwingliana 46 (2019), S. 81-82
Zugriffs- und Benutzungsbestimmungen
Zugangsbestimmungen:
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Es gelten die Benutzungsbestimmungen für den Sonderlesesaal.
Urheberrecht Metadaten:
Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung.
Bearbeitungsstand
Interne Bearbeitung:
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Verzeichnung=Description=Inventaire; August 2018; HAN-Katalogisierungsregeln; Vollständige Rekatalogisierung nach Kammerer mit Ergänzungen; Clemens Müller
Identifikatoren
Systemnummer:
991170525137705501
Andere Systemnummer:
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(HAN)000339706DSV05
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(EXLNZ-41SLSP_NETWORK)991170525137705501
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(41SLSP_UBS)9972440403605504