Brief an Georg Joachim Göschen
Schiller, Friedrich
Kurzformat
Brief an Georg Joachim Göschen / von [Friedrich] Schiller - Weimar , 21. April 1804
4 S. : 8°
-
Autographensammlung Geigy-Hagenbach, - (Sammlungsnummer: 1065, Standort: Unbekannt)
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520 | |a An den Verleger Georg von Goeschen. Äusserst wichtiger und ungemein interessanter Brief. In diesem Brief wird zum ersten Mal von Schiller der Gedanke einer Übersetzung von Diderots "Le neveu de Rameau" angeregt und bereits Goethe als Uebersetzer vorgeschlagen. Der Brief würde in der ausgedehnten Korrespondenz Schillers über dieses Werk den ersten Platz einnehmen. Offenbar hat sich Goeschen, der etwas von Diderot zu verlegen wünschte an Schiller um Auskunft gewandt und dieser antwortete ihm: "Es existieren verschiedene ungedruckte Manuscripte von Diderot in S. Petersburg, welche von ihm selbst der Kaiserin Catherina sind zugefertigt worden. Unter diesen ist eines, das ich gelesen, aber nach Petersburg habe zurücksenden müssen, natürlich und allgemein interessant, ohngefähr im Geist und Geschmack von Jacques ou le Fataliste, den Sie ohne Zweifel kennen. Es ist eine Satyre und hat den Titel "Satyre de Mr. Rameau" ... Die Uebersetzung müsste von Meisterhand gemacht werden, vielleicht könnte ich Goethen dazu bewegen. Die Frage ist nur, ob derjenige in dessen Hand sich das Manuscript befindet, noch dazu zu bringen sein wird, es dem Buchhandel zu überlassen. Unter dem Siegel des strengsten Geheimnisses vertraue ich Ihnen seinen Namen. Es ist der General Klinger in Petersburg und mein Schwager von Wolzogen, der als weimarischer Minister gegenwärtig in Petersburg sich aufhält, ist der Kanal durch den diese Sache zu meiner Notiz gekommen. Klinger ist zwar der Mann nicht, dem durch Aussicht auf Gewinn beizukommen, aber da er viele Bücher aus Deutschland kauft, so würde es ihn doch reizen können, für dieses Manuscript eine Parthie Bücher erhalten zu können. Mein Rath wäre, Sie schrieben einen ostensiblen Brief an den Geheimen Rath von Wolzogen unter meinem Einfluss, worin Sie ihm schreiben, 'dass Sie von der Existenz dieses Diderot'schen Nachlasses durch mich gehört, dass Sie sich glücklich schätzen würden, solche ganz oder theilweise in Ihren Verlag zu bekommen, dass Sie es für's erste mit der Satyre de Mons. Rameau zu versuchen wünschten und dafür gerne dem Besitzer des Manuscriptes (den Sie aber nicht nennen, noch ihn zu kennen scheinen müssen) eine beliebige Summe an Büchern oder Geld bezahlen wollen, auch sich zu allen andern Dienstleistungen, Speditionen und Geschäftsbesorgungen erbieten'. Ich selbst würde ohne Bedenken 1000 Rth. für jenes Manuscript geben, glaube aber, dass Klinger kaum die Hälfte dafür erwartet, weil er die grossen Honorare in Deutschland noch nicht gewohnt ist. Wenn Sie mir einen solchen Brief senden, so will ich zugleich mitschreiben und meinem Schwager die Sache ans Herz legen. Sie erbieten sich zugleich zu dem elegantesten Aeussern in Papier und Druck, wie sich bei Ihnen von selbst versteht. Senden Sie mir, theuerster Freund, bald Ihren Brief, über alles aber bitte ich Sie das strengste Stillschweigen zu beobachten." (Kat. Geigy-Hagenbach) | ||
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Basisinformationen
Signatur:
-
Autographensammlung Geigy-Hagenbach, - (Sammlungsnummer: 1065, Standort: Unbekannt)
Ressourcentyp:
Brief; Autograph; Archivmaterial / Archivdokument
Titel:
Brief an Georg Joachim Göschen / von [Friedrich] Schiller
Entstehungsangaben:
Weimar, 21. April 1804
Entstehungszeit (normiert):
1804.04.21
Verzeichnungsstufe:
Dokument=Item=Pièce
Physische Beschreibung:
-
4 S.; 8°
Serie:
Autographensammlung Karl Geigy-Hagenbach. I, Katalog. 6, Schriftsteller. a, Deutsche Literatur. β, Goethe, Schiller und ihr Kreis; 1065
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Inhalt und innere Ordnung
Inhalt:
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An den Verleger Georg von Goeschen. Äusserst wichtiger und ungemein interessanter Brief. In diesem Brief wird zum ersten Mal von Schiller der Gedanke einer Übersetzung von Diderots "Le neveu de Rameau" angeregt und bereits Goethe als Uebersetzer vorgeschlagen. Der Brief würde in der ausgedehnten Korrespondenz Schillers über dieses Werk den ersten Platz einnehmen. Offenbar hat sich Goeschen, der etwas von Diderot zu verlegen wünschte an Schiller um Auskunft gewandt und dieser antwortete ihm: "Es existieren verschiedene ungedruckte Manuscripte von Diderot in S. Petersburg, welche von ihm selbst der Kaiserin Catherina sind zugefertigt worden. Unter diesen ist eines, das ich gelesen, aber nach Petersburg habe zurücksenden müssen, natürlich und allgemein interessant, ohngefähr im Geist und Geschmack von Jacques ou le Fataliste, den Sie ohne Zweifel kennen. Es ist eine Satyre und hat den Titel "Satyre de Mr. Rameau" ... Die Uebersetzung müsste von Meisterhand gemacht werden, vielleicht könnte ich Goethen dazu bewegen. Die Frage ist nur, ob derjenige in dessen Hand sich das Manuscript befindet, noch dazu zu bringen sein wird, es dem Buchhandel zu überlassen. Unter dem Siegel des strengsten Geheimnisses vertraue ich Ihnen seinen Namen. Es ist der General Klinger in Petersburg und mein Schwager von Wolzogen, der als weimarischer Minister gegenwärtig in Petersburg sich aufhält, ist der Kanal durch den diese Sache zu meiner Notiz gekommen. Klinger ist zwar der Mann nicht, dem durch Aussicht auf Gewinn beizukommen, aber da er viele Bücher aus Deutschland kauft, so würde es ihn doch reizen können, für dieses Manuscript eine Parthie Bücher erhalten zu können. Mein Rath wäre, Sie schrieben einen ostensiblen Brief an den Geheimen Rath von Wolzogen unter meinem Einfluss, worin Sie ihm schreiben, 'dass Sie von der Existenz dieses Diderot'schen Nachlasses durch mich gehört, dass Sie sich glücklich schätzen würden, solche ganz oder theilweise in Ihren Verlag zu bekommen, dass Sie es für's erste mit der Satyre de Mons. Rameau zu versuchen wünschten und dafür gerne dem Besitzer des Manuscriptes (den Sie aber nicht nennen, noch ihn zu kennen scheinen müssen) eine beliebige Summe an Büchern oder Geld bezahlen wollen, auch sich zu allen andern Dienstleistungen, Speditionen und Geschäftsbesorgungen erbieten'. Ich selbst würde ohne Bedenken 1000 Rth. für jenes Manuscript geben, glaube aber, dass Klinger kaum die Hälfte dafür erwartet, weil er die grossen Honorare in Deutschland noch nicht gewohnt ist. Wenn Sie mir einen solchen Brief senden, so will ich zugleich mitschreiben und meinem Schwager die Sache ans Herz legen. Sie erbieten sich zugleich zu dem elegantesten Aeussern in Papier und Druck, wie sich bei Ihnen von selbst versteht. Senden Sie mir, theuerster Freund, bald Ihren Brief, über alles aber bitte ich Sie das strengste Stillschweigen zu beobachten." (Kat. Geigy-Hagenbach)
Anmerkungen
Allgemeine Anmerkung:
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift "Schiller"
Sprache, Schrift:
Deutsch
Geschichte
Entstehungs-, Besitz- und Sammlungsgeschichte:
Wurde 1961 vom Haus der Bücher und Stargardt in Marburg versteigert.
Hinweise
Bibliographischer Nachweis:
-
Geigy-Hagenbach, Karl. - Autographen-Sammlung. - Basel : Gasser & Cie, 1929, S. 144 (Nr. 1065)
-
Auktionskatalog: Haus der Bücher ; J.A. Stargardt. - Autographen aus der Sammlung Karl Geigy-Hagenbach, Basel, und anderem Besitz. Auktion am 30. und 31. Mai 1961 in Marburg. - Basel : Haus der Bücher ; Marburg : J.A. Stargardt, [1961], S. 52 (Nr. 292)
Zugriffs- und Benutzungsbestimmungen
Urheberrecht Metadaten:
Die Katalogdaten stehen unter der Lizenz CC0 zur Weiternutzung zur Verfügung.
Bearbeitungsstand
Interne Bearbeitung:
-
Verzeichnung=Description=Inventaire; Januar 2023; HAN-Katalogisierungsregeln; Rekatalogisierung nach Verzeichnis von Karl Geigy-Hagenbach und Auktionskatalog; ben
Identifikatoren
Systemnummer:
991171132288205501
Andere Systemnummer:
-
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-
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